1. Das erste Fahrrad

Vor etwa 200 Jahren, 1817, entwickelte der deutsche Forstbeamte Karl Drais in Mannheim das erste Zweirad der Welt und revolutionierte mit seiner Laufmaschine die Mobilität. Benannt hat er seine Erfindung „Draisine“. Der Anlass zu seiner Entwicklung war der damals herrschende Pferdemangel – eine Folge der Hungerjahre von 1812-1817. Schnell war seine Erfindung in Europa bekannt und es entstanden Nachbauten. Doch etwas fehlte: Pedale. Beim Vorläufer des heutigen Fahrrads musste man sich beim „Fahren“ vom Boden abstoßen.

2. Die Erfindung der Hochräder

Erst 50 Jahre später, 1867, wurde das Pedalrad von den Brüdern Olivier in Frankreich erfunden. Genannt wurde das Fortbewegungsmittel „ vélocipède bicycle“, zu Deutsch: Velociped – schnelle Füße.

3.  Ein riskanter Aufstieg

Der Aufstieg auf das Hochrad war abenteuerlich und gelang nur mit Anlauf. Es waren meist junge, risikobereite, reiche Männer, die sich für das Fahren auf dem Hochrad begeistern konnten. Sie stellten sich bereitwillig der Herausforderung in luftiger Höhe die Balance zu halten und scheuten auch die Gefahr des „headers“ nicht: des gefährlichen Sturzes kopfüber das Vorderrad.

4. Das Fahrrad als Prestigeobjekt 

Radfahren war aber noch ein teurer Spaß: Ende des 19. Jahrhunderts kostete ein Hochrad fast 400 Reichsmark – der Jahreslohn damaliger Arbeiter:innen. Erst als die industrielle Fertigung des Fahrrads Anfang des 20. Jahrhunderts begann, eroberte es die Straßen. Es wurde zum idealen Fortbewegungsmittel der Fabrikarbeiter:innen: schnell, günstig, wartungsarm und unverwüstlich.

5. Mit dem Hochrad um die Welt

1886 umrundete Thomas Stevens als erster Mensch die Erde mit seinem Hochrad. Knapp 10 Jahre später folgte Annie Londonderry als erste Frau. Angeblich hatten zwei Geschäftsmänner gewettet, eine Frau sei nicht dazu fähig, die Welt zu umradeln. Londonderry hielt dagegen – sie beschloss 1894, genau das zu tun und hat es geschafft!

6. Das Niederrad – die Bezeichnung Fahrrad taucht auf

1885 wurde in England das heutige „Niederrad“ erfunden. Dabei wurde erstmals der Begriff „Fahrrad“ verwendet. Bereits ein Jahr zuvor hatte es einen erneuten Durchbruch gegeben: John Kemp Starley baute das erste Zweirad mit einem kettengetriebenen Hinterrad. Es erschien unter dem Markennamen Rover, also Wanderer, und besaß neben einem Kettenantrieb am Hinterrad eine indirekte Lenkung und eine Klotzbremse am Vorderrad.

7. Frauen und das Fahrrad

Das Fahrrad stand für Freiheit und Mobilität. Das Recht aufs Radfahren mussten sich Frauen allerdings erkämpfen: Es gab Vorurteile und Falschinformationen rund um das Fahrrad.  Radfahren sei beispielsweise schlecht für die Gebärfähigkeit. Außerdem glaubten einige Wissenschaftler:innen an das sogenannte „Fahrradgesicht“, bei dem sich das Gesicht durch den Fahrtwind verformt. Zudem machte es die damalige Mode den Frauen schwer mit langen Röcken Rad zu fahren. Doch die Frauen blieben hartnäckig. Das Recht, ein Fahrrad zu nutzen, trug zur damaligen Emanzipation bei und beeinflusste die Mode – Kleidung wurde zweckmäßiger und freier.

Mit dem „Ladies Rover“ erfolgte 1889 eine neue Sensation: das Modell mit tiefem Durchstieg. Jetzt konnten auch Frauen aktiv am Fahrradfahren teilnehmen.

Quellen u.a.:
Bernhard Hachleitner, Matthias Marschik, Rudolf Müllner und Michael Zappe, Motor bin ich selbst: 200 Jahre Radfahren in Wien
https://www.radlobby.at/oesterreich/200-jahre-fahrrad-geschichte-mit-aufs-und-abs
https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/wie-die-welt-das-zweirad-immer-wieder-neu-erfand
https://www.fahrrad.de/info/entwicklung-des-fahrrads/
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